Moritz Köhler in Australien, ein halbes Jahr Baseball downunder
Wenn in Mitteleuropa Wind und Regen auch die hartgesottensten Base- und Softball-Spieler in die Halle treiben, hat auf der Südhalbkugel der Erde die Saison gerade angefangen. Südafrika oder Australien sind nicht die schlechtesten Reiseziele um dem “Novemberblues” zu entfliehen und dazu Spielpraxis im Ausland zu sammeln. Das dachte sich auch Moritz Köhler. Der 19-jährige U23-Nationalspieler der Stuttgart Reds spielt deshalb seit Mitte Oktober 2024 eine Saison lang für die “Wests Bulldogs” der Greater Brisbane League (GBL) im Nordosten Australiens.
Gerade mit dem Abitur fertig geworden ist der Trip nach “Downunder” für Moritz perfekt platziert bevor er im kommenden Jahr an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg mit einem Mechatronik-Studium beginnen will. Von seiner Mutter ermuntert, hatte er sich im Frühjahr um einen Kaderplatz in Australien bemüht und dank der Kontakte seines Teamkollegen Jonas van Bergen, der im Winter 2018/19 für die Bulldogs aufgelaufen war, klappte es schließlich auch. “Wenn Du Shortstop spielst und Pitcher, dann kannst Du kommen”, lauteten die Voraussetzungen für Moritz, der bei den Reds an der dritten Base seinen Stammplatz gefunden hat. Also hieß es wieder umdenken, schließlich hatte er in der Jugend auch an Short gespielt.
Moritz Köhler zählt zu den Eigengewächsen der Stuttgart Reds und zu ihren herausragenden Talenten. Seit 2009 hatte Moritz von T-Ball bis nun in der 1. Baseball-Bundesliga alle Teams durchlaufen und wurde auch ins Junioren-Nationalteam berufen. Das Niveau der GBL ist absolut dazu geeignet, ihn persönlich noch einmal nach vorn zu bringen. Und damit natürlich auch die Reds. Da die Saison der international sehr beachteten Australian Baseball League erst im Dezember beginnt, bietet die zwei Monate früher startende Greater Brisbane League im feuchtwarmen Nordosten des 5. Kontinents aktuell auch Spieler mit Major-League-Erfahrung auf.
Am 8. Oktober stieg Moritz aus dem Flieger, seither ist seine Zeit gut durchgetaktet: Freitagabends und Sonntags spielt er im Seniors-Division-Team der “Wests Bulldogs”, die eigentlich korrekt “Western Districts Bulldogs” heißen und in Darra, im Meer-abgewandten Westen des Großraums Brisbane, ihre Heimspiele austragen. Samstags ist er dann als Trainer einer U10-Mannschaft gefordert (die klimabedingt oft Samstagmorgens um 8:30 Uhr ihre Spiele austrägt) – und von Montag bis Freitag arbeitet er als Landschaftsgärtner, verdient sich so seinen Lebensunterhalt. Wohnen kann er bei einer Gastfamilie, wo auch der zweite deutsche “Import” der Wests Bulldogs – Luca Rammelmann von den Paderborn Untouchables – ein Dach über dem Kopf gefunden hat.
Die Saison der GBL dauert bis Ende März. Wenn Moritz dann nach Europa zurückfliegt, kommt er passend zum Start der 1. Bundesliga, die erstmals als “Deutsche Baseball Liga” firmieren wird. Die Reds wollen dort 2025 endlich den Sprung in die Playoffs schaffen. Ein Moritz Köhler in Hochform könnte eine gute Basis sein.
Ach ja, von wegen Greater Brisbane League. Brisbane? War da nicht was? 2032 ist die nordostaustralische Millionenstadt und Hauptstadt des Bundesstaats Queensland auch Schauplatz der Olympischen Sommerspiele. Als wir mit Moritz am 10. November telefonierten war er zwar schon einen Monat vor Ort, hatte allerdings vor lauter anderen Aufgaben, Terminen und Verpflichtungen die Traumstrände “Sunshine Coast” und “Gold Coast” nördlich und südlich das Brisbane Waterfront noch nicht ein einziges Mal besuchen können.
Aber es besteht Aussicht. Vom 9. Dezember bis 9. Januar pausiert die GBL. Dann kann Moritz auch sein Gast-Land in aller Ruhe erkunden. Und Baseball in Australien via “Work & Travel” ist dann nicht mehr nur “Work” und “Play Ball”.
Ein paar Impressionen von Moritz gibt es hier